Patientendaten im Altpapier
Patientendaten im Altpapier
Quelle: Wedel-Schulauer Tageblatt, 09.02.2011
Namen, Adressen, Krankheitsbilder: In Wedel (Kreis Pinneberg) fand ein sh:z-Leser sensible Kundendaten des Pflegedienstes der Arbeiterwohlfahrt (Awo) – frei zugänglich in einem Altpapier-Container.
Die Liste hat es in sich: Von Gerda A. über Rudi D. bis Gertrud S. – 53 Namen, Adressen, Telefonnummern. 53 Krankheitsbilder. Demenz, Glasknochen, Multiple Sklerose, Oberschenkelhalsbruch, Arthrose, Herzklappenfehler. 53 weitere Adressen und Telefonnummern von Familienmitgliedern oder anderen Ansprechpartnern. Alles sensible Kundendaten des Pflegedienstes der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Wedel (Kreis Pinneberg).
Diese Liste hat ein sh:z-Leser gefunden und an die Redaktion gesendet. Die zwei DIN-A-4-Seiten lagen neben den Altpapier-Containern auf offener Straße. Frei zugänglich. Die Daten stammen alle vom 14. Januar. „Wie ist es möglich, solch aktuelle und private Personendaten auf der Straße zu finden?“, fragt der Finder.
„Das ist ein Schock für uns“
Eine Antwort hat die Awo nicht parat. Elke Eichhorn, Pflegedienstleiterin in Wedel, ist entsetzt. Sie hat keine Zweifel: Die Liste stammt aus ihrem Unternehmen. Die Patientendaten werden den Mit arbeitern des Pflegedienstes ausgehändigt, damit sie alle notwendigen Angaben für ihre Hausbesuche haben. Eichhorn kündigte Konsequenzen an.
Auch Peter Schilling, Leiter der ambulanten Dienste im Kreis Pinneberg der Awo, hat keine Erklärung dafür, dass derart sensible, personen bezogene Daten im Altpapier landeten. „Das ist ein Schock für uns“, bekannte er gestern gegenüber unserer Zeitung. Seit 1998 arbeite er bei dem Wohlfahrtsverband. Dass sensible Patientendaten auf der Straße zu finden seien, habe es noch nie gegeben. „Eigentlich ist das nicht denkbar“, sagt er.
Awo kündigte Konsequenzen an
Alle Angestellten müssen eine Verschwiegenheits- und eine Datenschutzerklärung unterschreiben. „Die sind Bestandteil des Arbeitsvertrags“, so Schilling. Darüber hinaus würden aktualisierte Patientenlisten nur dann ausgehändigt, wenn die alten im Wedeler Büro im Schredder vernichtet werden.
Die Awo arbeitet seit gestern mit Hochdruck daran, den Schuldigen für den Daten-Skandal zu finden. Schilling kündigte zudem eine Mitarbeiterversammlung an. Sowohl Eichhorn als auch Schilling erklärten, dass derjenige, der die Patientenliste „entsorgt“ hat, mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen müsse.