Mitarbeiterschulungen im Datenschutz
Seit dem Jahr 2003 bemühe ich mich, Mitarbeitern und Mitarbeitern von kleinen und mittleren Unternehmen und auch angehenden Datenschutzbeauftragten die Funktionsweise von Datenschutz zu vermitteln. Rückblickend würde ich sagen, ich habe mein Publikum mit viel zu viel rechtlicher Materie gequält, obwohl ich genau das nicht tun wollte. Zum Teil muss es trotzdem gelungen sein, denn ich habe zahlreiche positive Kommentare in Erinnerung, die in etwa lauteten: „In vorangegangen Datenschutzschulungen hat ein Anwalt Paragrafen von Powerpoint Folien abgelesen. Das ist ja glücklicherweise bei Ihnen nicht der Fall und jetzt wissen wir, dass Datenschutz gar nicht so schlimm ist, wie wir dachten“.
Nicht mit Paragrafen nerven
Datenschutz ist nicht nur eine technische, sondern ebenso eine rechtliche Angelegenheit. Wenn man über Datenschutz redet, lässt es sich also weder vermeiden, in technische Zusammenhänge einzusteigen, noch in rechtliche. Was die letzteren angeht, suche ich immer noch nach dem Königsweg, auf dem ich diese den Interessierten nahe bringen kann, ohne mit Paragrafen zu nerven.
Individuelle Fragen sammeln
Kürzlich hatte ich eine Schulung übernommen, die für vier Stunden angesetzt war. Knapp ein Viertel der Mitarbeiter einer kleinen, europaweit vernetzten Firma mit technischem Hintergrund wollte sich im Datenschutz fortbilden. Ich hatte im Vorfeld ausführlich mit unserer Ansprechpartnerin telefoniert und eine ganze Reihe Datenschutzfragen gesammelt, die im Unternehmensalltag aufgetaucht waren. Um diese Informationen strickte ich die Präsentation herum; ich verband die praktischen Fragen in loser Reihenfolge mit den theoretischen Hintergründen. Mein neuer Kollege formulierte in stundenlanger Arbeit mehrere Seiten Papier, in denen alles Wissenswerte stand, das auf den Folien keinen Platz fand (neue Besen kehren gut … ich sagte es bereits). Das händigten wir den Teilnehmern mit aus.
Individueller Mehrwert
Das Ergebnis war ein Vormittag, der, soweit für mich erkennbar, das brachte, was im Marketingdeutsch immer so schön als „Mehrwert“ bezeichnet wird. Ich hatte den im letzten Jahr selten gewordenen Eindruck, dass die Teilnehmer (die Teilnehmerinnen waren in deutlicher Unterzahl vertreten) greifbare Ergebnisse und nicht nur einen allgemeinen Überblick mit ein paar praktischen Beispielen mitnahmen. Sie machten es mir allerdings auch einfach. Anders als sonst oft, wenn ich es mit technisch versiertem Publikum zu tun habe, ließen diese sich sofort auf die von mir für diesen Vormittag empfohlene Sicht ein, dass Recht eben immer Interpretationsspielraum bedeute und es nur wenige klare „So-und-nicht-anders-ist-das“ Aussagen“ gibt. Auch dann nicht, wenn man über die technisch erforderlichen Sicherungsmaßnahmen redet. Sehr zu meiner Überraschung hinterfragten und interpretierten sie nach bester Juristenmanier die Sachverhalte, die ihnen aus eigener Erfahrung vertraut waren.
Der beste Weg
Dieses Vorgehen ist weit aufwändiger, als einen 08/15 Standardtext zu präsentieren, den man nach Jahren auswendig kann. Es macht aber auch für die Trainerin (wie meine Auftraggeber meine Rolle bisweilen so schön bezeichnen) mehr Spaß, Dinge im Austausch zu entwickeln, als Folien abzuspulen, die man schon tausend Mal abgespult hat. Nebenbei wird – hoffentlich – der Datenschutz aus der Langweiler Ecke geholt.