Fachkräftemangel bei Google
Anfang Oktober meldete mein halbherzig gepflegtes Profil bei LinkedIn, dass dort eine Nachricht eingegangen sei, Betreff: „Hello from Google“. Ich verschob die Meldung ungelesen in den Spam Ordner – um wenig später festzustellen, dass sie doch kein Witz war. Eine Frau mit holländischem Namen schickte mir einen Link zu einer Stellenbeschreibung und schrieb, bei Google sei man der Meinung, die in Hamburg zu vergebende Position des „Privacy Policy Manager“ könnte für mich interessant sein.
Privacy Policy Manager Europe gesucht
„Google is looking for a Public Policy Manager, based in Berlin or Hamburg, to handle our privacy agenda with data protection authorities across Europe. In addition, you will help advise our product and engineering teams on the public policy implications of their products, working with a closely coordinated and cross-functional global team” heißt es in der Stellenbeschreibung unter anderem. Interessant, in der Tat. Vor nicht mal ganz zwei Jahren erteilte Googles CEO Eric Schmidt in einem Fernsehinterview den praktischen Rat: „If you have something that you don’t want anyone to know, maybe you shouldn’t be doing it in the first place“, um dann ganz fürsorglich darauf hinzuweisen, dass Google Informationen aus Suchmaschinen „a certain time“ speichere und diese aufgrund des Patriot Act auch von den Behörden abgerufen werden könnten. Ausgerechnet Google also braucht nun Unterstützung im Umgang mit den europäischen Datenschutzbehörden und verfällt ausgerechnet auf mich, die unabhängige Beraterin mit den politischen Wurzeln in der Bürgerrechtsbewegung der achtziger Jahre.
Es ist dringend
Ich reagierte nicht auf die Mail und knapp drei Wochen später erhielt ich zwei weitere Mails von Google Mitarbeitern, die mich freundlich aufforderten, sie doch bitte wissen zu lassen, ob ich an der beschriebenen Position Interesse hätte. Vielleicht sei ja die erste Nachricht in meinem Spam Ordner gelandet? Nachdem sich meine anhaltende Heiterkeit über diesen Vorgang gelegt hatte, schrieb ich der Holländerin einen Dreizeiler. Erstens sei ich mit meiner derzeitigen Position sehr zufrieden und zweitens bei aller Sympathie für technischen Fortschritt hinsichtlich Datenschutzfragen sehr Altes Europa. Das passe also alles nicht so richtig zusammen.
Wie es weitergeht
Schade nur, dass ich nicht erfahren werde wie die Suche weitergeht. Morgen ist Per Meyerdierks, der Datenschutzbeauftragte von Google, bei der Tagung des sogenannten ERFA-Kreises Nord der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherung in Hamburg mit einem Vortrag zu Gast. Thema: Datenschutz im Web 2.0 – Grundlagen und (funktionale) Grenzen. Wir dürfen gespannt sein, was die „funktionalen Grenzen“ des Datenschutzes sein sollen. Vielleicht ja die Tatsache, dass Geheimnisse eh nur was für zwielichtige Gestalten sind.