Datensparsamkeit

- September 10, 2011

„Datenschutz eignet sich sehr gut dazu, mal ordentlich auf zu räumen“, sage ich bisweilen, seit ich in einem meiner ersten Mandate als Datenschutzbeauftragte in einer Firma tausende ausgedruckte Einzelverbindungsnachweise fand, die in einem umständlichen Verfahren unter Beteiligung mehrerer Abteilungen archiviert wurden. (Es war die Zeit, als Telefonflatrates noch nicht so verbreitet waren wie heute – inzwischen macht das praktisch niemand mehr). Die Antwort auf meine Frage, was man damit eigentlich wolle, war Schulterzucken. Eine Woche später hieß es, man habe noch mal herum gefragt und festgestellt, dass dieses Archiv völlig sinnlos sei und jetzt vernichtet werde.

Sinnlose Archive

Aus Sicht des Datenschutzes ist es praktisch, dass Papier Platz braucht. Bei papiernen Archiven denkt deshalb schon eher mal jemand darüber nach, das Archiv zu gegebener Zeit zu löschen. Doch Papier ist eine aussterbende Materie und digitale Archive können angesichts von billigem Speicherplatz in den meisten Fällen in die Unendlichkeit ausgedehnt werden. Gerade deshalb ist auch das Aufräumen digitaler Archive empfehlenswert. Datensammlungen wecken Missbrauchsbegehrlichkeiten. Je größer die Sammlung und je sensibler die Daten, desto eher.

Ist das wirklich nötig?

Noch besser ist es daher, die Entstehung von Datensammlungen von Anfang an zu begrenzen. Datensparsamkeit verringert das Missbrauchsrisiko und die Notwendigkeit, sich über das Löschen den Kopf zu zerbrechen. Das gilt für Firmen – für die die Datensparsamkeit sogar eine gesetzliche Verpflichtung ist – aber auch für uns alle als Privatpersonen. Müssen wirklich mit dem Argument des Service für den Kunden alle Kundendaten mindestens fünf Jahre lang gespeichert werden, selbst wenn man von dem Kunden schon zwei Jahre lang nichts mehr gehört hat?

Es wäre einen Versuch wert

Auch die ganze Facebook Diskussion wäre möglicherweise etwas entschärft, würden wir nicht jede halbe Stunde unseres Lebens als Statusmeldung posten. Facebook hätte dann deutlich weniger persönliche Daten, die es verwerten könnte. Damit wäre Facebook selbstverständlich nicht aus der Verantwortung entlassen, uns klar und deutlich zu sagen, was es mit unseren Daten macht. Aber der wirtschaftliche Wert von Facebook beruht auf den unendlich vielen persönlichen Daten, die wir freiwillig dort abliefern. Täten wir dies in eingeschränktem Umfang, wäre – ja, was wäre dann? Es wäre einen Versuch wert. Die Facebook Nutzer treten ein Jahr lang in den Bummelstreik. Wir veröffentlichen nur jede fünfte Statusmeldung, die wir eigentlich posten möchten. Nur jedes zehnte Foto wird auch gezeigt. Unseren Aufenthaltsort und persönliche Vorlieben verraten wir gar nicht mehr. Hätte ein datensparsamer Bummelstreik positive Folgen für die Bereitschaft von Facebook unsere Daten – und damit letztlich uns! – besser zu achten?
Read More

Wir erarbeiten Sicherheitskonzepte und übernehmen für Sie den externen betrieblichen Datenschutz.