Datenschutz ist Wettbewerbsfaktor

- November 28, 2011

Ein schon etwas älterer Artikel aus der Süddeutschen Zeitung der illustriert, dass Datenschutz durchaus ein ernst zu nehmender Wettbewerbsfaktor sein kann.

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/digital/battlefield-von-electronic-arts-der-feind-in-meinem-computer-1.1184469

Von Helmut Martin-Jung

Das Unternehmen Electronic Arts steht in der Kritik, mithilfe seines Erfolgs-Shooters Battlefield 3 sensible Daten seiner Kunden nach Amerika zu verschieben. EA ist aber nicht der einzige Hersteller, der durch fragwürdige Praktiken seinen Ruf verspielt.

Vernichtender kann Kritik kaum sein: „Beispiellos“, „unheimlich dreist“, „absolute Frechheit“ – knapp 3500 von 3800 Nutzern haben auf der Internetseite des Onlinehändlers Amazon die niedrigstmögliche Bewertung für ein PC-Spiel vergeben, auf das viele aus der Spielergemeinde eigentlich voller Vorfreude gewartet hatten. Die Kritik gilt zumeist aber gar nicht dem Spiel selbst, sondern einem Zusatzprogramm namens Origin. Battlefield 3 von Electronic Arts (EA) lässt sich nämlich nur dann installieren, wenn man zuvor Origin installiert hat. Um das zu tun, müssen die Nutzer aber einer Lizenzvereinbarung (EULA) zustimmen.

Und diese hat es in sich. Oder zumindest hatte: Inzwischen hat EA nämlich eine Reihe von Bestimmungen geändert oder ganz gestrichen. Zu groß war der Druck: In der Spielerszene hatte sich ein gewaltiger Proteststurm erhoben. Und dann beauftragte die Zeitschrift Gamestar auch einen Rechtsanwalt, die EULA durchzusehen.

„Umfangreiche Verstöße“Das Ergebnis fiel für den Spieleverlag alles andere als günstig aus: Der ursprüngliche Lizenzvertrag und die Datenschutz-Richtlinien enthielten „umfangreiche Verstöße gegen Verbraucher- und Datenschutzrechte“, so das Urteil des Berliner Juristen Thomas Schwenke. So war in der ersten Fassung beispielsweise vorgesehen, dass EA die von Origin erhobenen Daten auch zu Werbezwecken an Dritte weitergeben dürfe. Ob die Nachbesserungen, die EA vorgenommen hat, nun legal sind, prüfen nun die Datenschützer in Nordrhein-Westfalen.

EA dürfte vor allem ein Ziel verfolgen: Der Spieleverlag hofft, so Raubkopien seiner Software zu verhindern. Doch auch mit den neuen Bestimmungen verlangt er dem Nutzer noch einiges ab. Sie seien aber „branchenüblich“, sagt Rechtsexperte Schwenke. So müssen die Spieler beispielsweise zustimmen, dass Daten, die ihrem Rechner eindeutig zuzuordnen sind, mit Daten zu ihrer Person kombiniert und in die USA oder nach Kanada übermittelt werden. Dort werden sie dann auch gespeichert.

Was viele Nutzer jedoch am meisten beunruhigt hatte: Das Programm Origin stöbert möglicherweise im Programme-Ordner von Windows. In der ersten Version seiner Lizenzbestimmungen ließ sich EA das Recht einräumen, „automatisch Lizenzrechte für einige oder alle EA-Produkte“ zu prüfen. Origin erhebe aber keine solchen Daten, sagt EA-Sprecher Martin Lorber.

Das Programm diene vielmehr Service- und Kommunikationszwecken. Damit könnten beispielsweise neuere Versionen des Spiels auf einfache Weise heruntergeladen und eingespielt werden. Es handle sich „nur um eine gewöhnliche Windows-Funktion und nicht um einen Prozess zur Datenerfassung“, so die offizielle Sprachregelung bei EA. Bis nächste Woche hat das US-Unternehmen nun Zeit, dies auch der NRW-Datenschutzbehörde zu erklären.

Was auch immer die Untersuchung ergeben wird: Der Image-Schaden für Electronic Arts ist riesig, erklärt Rechtsanwalt Schwenke. „EA hat viel Vertrauen verloren.“ Auch finanziell dürfte es nicht ohne Folgen bleiben, wenn Tausende allein beim Internethändler Amazon ankündigen, sie würden das Spiel entweder gar nicht erst kaufen oder von ihrem Recht Gebrauch machen, es wieder zurückzuschicken.

Schmerzliche Erkenntnisse

Dass sich ein solches Verhalten gegenüber den Kunden nicht auszahlt, haben auch andere Firmen schon schmerzlich zu spüren bekommen. Über die inzwischen recht bedeutungslose Multimedia-Abspielsoftware Real Player wurde vor einigen Jahren bekannt, dass sie in großem Umfang Daten sammelte und sie „nach Hause“ übermittelte – also in die Rechenzentren des Unternehmens. Die Empörung war groß. Die Firma musste diese Funktion in aller Eile streichen.

Der japanische Sony-Konzern ging all zu streng gegen Hacker vor – und bekam deren Rache zu spüren: Kriminellen drangen im Frühjahr in das Playstation-Netzwerk ein und stahlen dort mehr als 100 Millionen Kundendaten. Ein enormer Schaden für Sony.

Einige Jahre davor war der Konzern schon aufgefallen, als er Musik-CDs still und leise mit einem Zusatzprogramm versah, das sich auf den PCs der Nutzer verhielt wie ein Rootkit. Diese Spähsoftware ist das Übelste, was einem Hacker unterjubeln können. Nun brachte sie ein Elektronikkonzern unters Volk. Das Schlimmste dabei: Die Lücke, die damit in das Sicherheitssystem der betroffenen Rechner gerissen wurde, hätten auch Kriminelle nutzen können. Auch dieses Projekt wurde sehr schnell wieder zurückgenommen.

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