Sensibilität für den Datenschutz bei Jugendlichen wecken
Mit dem Computer umgehen – das ist heute für Jugendliche der Alltag. Im Bad Vilbeler Jugendzentrum Efzet lernen sie, wie sie sich dabei vor bösen Überraschungen schützen.
Quelle: Frankfurter Neue Presse, 18.11.2010
Tamara (14) hat vor neuen Technologien keine Angst. Den täglichen Klatsch unter Freunden wickelt sie per Skype ab – dem kostenlosen Telefonieren über den PC. Täglich verbringt sie mehr als zwei Stunden in Chatrooms. Jetzt nimmt die Kennedy-Schülerin an einem Kurs des Efzet teil.
Ein freiwilliges Angebot, «die Sache muss auch Spaß machen», betont Efzet-Mitarbeiter Frank Mees.
In dem halbjährigen Kurs gibt es vier Bausteine. Die «digitale Schultasche» ist eine Programmsammlung mit Betriebs- und Textsoftware auf USB-Sticks. Gelernt wird der Umgang mit Bildprogrammen, Textverarbeitung und dem Internet. «Wie man googelt, muss man Jugendlichen nicht beibringen», sagt Mees. Auch dass man Musikdateien nicht illegal herunterladen dürfe, habe sich herumgesprochen.
Das Netz speichert alles
Woran es Jugendlichen mangele, sei Sensibilität für den Datenschutz. «Was man einmal ins Internet gestellt hat, kriegt man nie wieder raus», warnt Mees. Das zeige sich besonders bei sozialen Netzwerken wie Facebook und Schüler-VZ. Sich dort mit Freunden auszutauschen gehört zur Alltagskultur, ist für viele der Hauptgrund, den PC einzuschalten. Doch standardmäßig sind die Einstellungen so gesetzt, dass persönliche Eintragungen allgemein zugänglich sind.
Das ist fatal, wenn Jugendliche Fotos einer Party einstellen, bei der alle über die Stränge schlagen – und die dann von der Personalabteilung des potenziellen Ausbildungsbetriebs bei einer Routineprüfung der Bewerber entdeckt werden, berichtet Mees. Auch für Mobbing lieferten allzu persönliche Darstellungen eine Grundlage.
Bis die Polizei kommt
Dass man in den Netzwerken nur bestimmten Leuten Zugang zu den Einträgen geben könne, wissen die Jugendlichen oft nicht, hat Mees beobachtet. Allerdings seien sie sich schon darüber im Klaren, dass bei Unterhaltungen im Chatroom nie klar sei, wer hinter den fantasievollen Pseudonymen stecke.
«Wenn man mit einem Mädel chattet, kann das jemand ganz anderes sein.» Deswegen sei es wichtig, im Chat keine persönlichen Daten wie Telefonnummern zu nennen. Mees warnt auch davor, Bilder von anderen bis hin zu mit Fotohandy gefilmten Schulhofprügeleien ins Netz zu stellen. Wenn dann eine Anzeige kommt, «wird das Handy beschlagnahmt».
Weil ab dem Grundschulalter Chats und Handys zum Alltag der Kinder gehören, sieht Mees Schulen, aber auch die Eltern in der Verantwortung. Sie müssten sich kundig machen über Computer, aber auch wissen, was ihr Kind im Internet tut. Computer im Kinderzimmer seien tabu, verbindliche Nutzungszeiten wichtig. «Soziale Kontrolle kann nicht ersetzt werden», erklärt Mees. Schließlich sei der PC kein Babysitter für Jugendliche.
Im Efzet werden die Jugendlichen nach einer Stunde zu anderen Dingen wie Fußball oder Radfahren angeregt. Das Efzet plant für 2011 einen PC-Informationstag für Eltern und Pädagogen.
Read More